Die letzten Tage des Herbstes waren kalt, grau und schmuddelig. Das ist doch Pucks Lieblingswetter, so wie auch Sonnenschein, Wind und Schneefall sein Lieblingswetter ist.
Doch in diesen Tagen hatte Puck besonderen Spaß daran, in die großen Matschepfützen auf dem Feldweg zu hopsen, danach durch die Blätterberge, die der Wind aufgehäuft hatte zu krabbeln und tanzenden Blättern hinterher zu flitzen. Bis gestern war das so super, dass er nicht einmal seinen Freund Igittel vermisst hat.
Doch heute hat Puck keine Lust zum Toben. Ihm geht es gar nicht gut.
„Uiuiui,“, stöhnt er, als er sich aus seinem Kuschelkissen hochrappelt. „Elli, Hilfe, ich sterbe“, stöhnt er leidend.
Elli schaut über ihre Brille ernst zu dem kleinen, unglücklichen Fellknäuel. Sie setzt sich umständlich auf den Boden zu Puck. Besorgt legt sie ihre Hand auf seine Stirn und streichelt ihn vorsichtig. „Was tut denn weh?“, will sie wissen. „Alles, einfach alles“, jammert Puck und kuschelt sich auf Ellis Schoß. „Vielleicht war es gestern doch zu kalt, um den halben Tag mit nassem Fell rumzuspringen“, murmelt Elli leise. “Ich fürchte, du bist krank. Das sieht nach Erkältung aus.“
„Aber wieso, mich stört die Kälte doch gar nicht! Und warum soll etwas, was so viel Spaß macht, krank machen?“, entgegnet Puck empört.
Elli muss schmunzeln. „Das frage ich mich auch manchmal. Aber mach dir keine Sorgen, ich koche dir etwas Leckeres zu essen, und bestimmt bist du in zwei drei Tagen wieder ganz gesund.“
Elli setzt Puck auf den Schaukelstuhl in der Küche und beginnt, die Zutaten für Pucks Lieblingsessen zusammenzusuchen.
Ein bisschen Sorgen macht es ihr schon, dass Puck nicht fürchterlich schimpft bei der Ankündigung, dass es mehr als zwei Tage dauern könnte, bis er wieder ganz gesund ist.
„Du, wozu ist es eigentlich gut, krank zu sein?“, fragt Puck, während er zum Fenster hinausträumt.
„Nun, so richtig gut ist krank sein nie, finde ich. Aber der Körper trainiert dabei und lernt und wird stärker. Manchmal braucht dein Körper auch Kraft und Ruhe zum Wachsen, und wenn es dir gut geht, hopst du den lieben langen Tag herum, und deine Knochen und Muskeln hier werden zusammengestaucht und können nicht länger und größer werden.“ Sie tastet seine Beine und Pfötchen ab. „Ja, ich denke, du brauchst eine Ruhepause, damit du wachsen kannst. Und da du von allein keine Pause machst, hat dein Körper vielleicht eine Pause bestellt."
Puck grübelt still über diese Erklärung nach. “Komischer Körper…“ denkt er noch, und schon hört Elli ihn leise schnarchen.
Den nächsten Tag verschläft Puck einfach. Nur kurz gehen Elli und er raus, schnappen nach Luft und schauen in die grauen, tiefhängenden Wolken, die wie eine Decke über dem Feld und dem Wald liegen. „Nicht einmal einen Drachen kann man erkennen. Wie öde“, nörgelt Puck und schleicht zurück zum Haus.
Doch bald merkt Puck, wie die Kraft und die Lust auf Bewegung zurückkommen. „Los, aufstehen, Schnarchnase!“, ruft er am Morgen, als Elli nicht wie gewohnt schon vor ihm in der Küche ist, um ihren Morgenkaffee zuzubereiten.
„Uiuiui, Hilfe, alles tut weh und mir ist so kalt.“, stöhnt Elli aus ihrem Bett, bis zur Nase eingemummelt.
„Oh nein, das kannst du doch nicht machen! Heute scheint die Sonne, wir müssen los, den Kranichen beim Fliegen zusehen! Das liebst du doch so sehr!“, protestiert Puck.
„Nein, das kann ich nicht, ich bin krank. Kannst du ihnen sagen, sie sollen hier vor meinem Fenster fliegen üben, damit ich sie sehen kann?“, fragt Elli.
„Daran glaubst du doch selbst nicht, dass die auf mich hören? Kannst du dich erinnern, wie oft ich denen schon hinterhergeflitzt bin und gefragt habe, ob sie mir zeigen, wie fliegen geht? Hat da auch nur einer einmal geantwortet? Nein. Die hauen einfach ab in den Süden, und wir kleben hier am Boden fest.“
„Jaja, jedes Jahr das gleiche. Aber weißt du noch, wie schön es war, als sie im Frühjahr zurückkamen?
Darauf freue ich mich jetzt schon.“
Puck steht unentschlossen vor Ellis Bett, dann hopst er hoch und setzt sich ganz nah an ihr Gesicht.
Er legt seine Pfote auf Ellis Stirn. „Klarer Fall: Schnarchkrankheit“, attestiert er.
Puck sieht Elli grübelnd an. „Du…“
„Ja?“, antwortet Elli, und freut sich heimlich schon, weil jetzt bestimmt wieder eine von Pucks schlauen Fragen kommt.
„Kannst du mir mal erklären, warum du jetzt krank bist. Du bist doch schon ganz groß, du musst nicht mehr wachsen, oder?“
„Nun, wenn man alt ist und zu wenig Pausen macht, wird man auch manchmal krank. Und damit die Knochen und der ganze Körper nicht so schnell kaputt gehen, brauchen auch Alte Pausen, genauso wie Junge.“
Wieder arbeitet es in Pucks Kopf. „Können wir nicht besser Pausen machen, bevor wir krank werden müssen? Das wäre doch schlauer, oder?“
Elli stöhnt. „Ach, schlau sein, das übe ich schon so lange, und immer wieder macht mir nicht schlau sein so viel Spaß, dass ich vergesse Pausen zu machen.“
„Und ich dachte, wenn man groß ist, macht man alles richtig…“, antwortet Puck.
„Wie kommst du nur auf diese Idee?“, fragt Elli leise kichernd.
„Ich muss jetzt los, den Kraniche zusehen. Auch wenn sie mich immer ignorieren, es sieht so wunderschön aus, wenn sie kreisen. Stehst du denn heute gar nicht auf?“, fragt Puck etwas verunsichert.
„Doch, bis zum Schaukelstuhl am Feuer schaffe ich es wohl. Wollen wir uns dort später zu einer Pause treffen?“
„Dann mache ich eine Pause vom Kraniche gucken, und du von…? Von was machst du dann Pause?“ „Vom im Bett liegen und krank sein“, sagt Elli nun schon mit besserer Laune.
„Das ist super! So wird es gemacht. TschüßI!“, und schon flitzt Puck aus dem Zimmer, die Treppen herunter und raus in den kalten Wind, der den ersten Schnee ankündigt.
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