Puck ist der Herr der Fische

Januar 2022:

Für alle Waldwanderer: der Wunschbaum ist wieder in seine geheimen Gefilde abgetaucht,

die Wanderung ist vorüber. Die Geschichte bleibt.

 

 

 

Puck und die fliegenden Fische

 

Die Tage sind kürzer geworden, der erste Schnee rieselt leise auf die Wiese und lässt die verwelkten Blütenstände im Garten sich in lustige Märchenwesen verwandeln.

Puck liegt in seinem Körbchen, hat die Schnauze auf seine Pfoten gelegt und schmollt in den Wintertag.

Sein Bauch rumpelt und zwickt, schon seit gestern. Elli stellt ihm eine Schüssel mit Reis und Hühnchen hin.

Doch Puck kann Elli nicht mehr leiden. Gestern hat sie ihn verraten, gleich zweimal.

Erst hat sie ihn überredet, in eins von diesen rollenden Monstern zu steigen. Früher dachte Puck, das ist der Honkido, der fiese Drache, der kommt und alles zerstören will. Doch in der Zeit bei den Menschen hat er so viele von diesen Dingern, diesen Autos gesehen, dass er die Furcht vor ihnen verloren hat.

Aber sie heranrollen sehen und reinklettern, das sind zwei grundverschiedene Dinge.

Komm mit, du musst keine Angst haben. Wir fahren zum Doktor, der weiß, was zu tun ist gegen die Bauchschmerzen. Und Puck war eingestiegen.

Als Elli den Motor startete, kamen schon die Tränen in Pucks Augen. Er duckte sich ganz tief in die Kiste, die Elli extra zu seinem Schutz eingebaut hatte, doch er fühlte sich gar nicht beschützt. Als das Auto lostuckerte, ging alles ganz schnell. Das wenige Essen, dass eben noch in seinem Bauch gewesen war, lag auf einmal vor ihm in der Kiste, und die Tränchen konnte er nun auch nicht mehr kontrollieren. So etwas schreckliches hatte Puck noch nie erlebt.

Als das Auto wieder zum Stehen kam, öffnete Elli seine Kiste. Ach du meine Güte. Du armer Knopf, so schrecklich geht es dir? Vorsichtig hob sie ihn aus der Kiste und trug ihn in ein Haus, das überhaupt nicht so aussah, als ob man da rein gehen sollte.

Mir geht es noch viel, viel schrecklicher. Auto fahren ist das doofste, was es gibt. Das mache ich nie wieder!, sagte er, während er auf ihrem Arm zitterte.

Aber, aber. Das kann man lernen. Und wenn du gesund bist, wird es leichter gehen. Du wirst sehen, das kann sehr praktisch sein. Und wenn es dann geht, könnten wir verreisen, Freunde besuchen, das Meer sehen. Das Meer würde dir bestimmt gefallen. Du könntest planschen und schwimmen. Puck dachte kurz nach. Meine Freunde wohnen im Wald, da kann ich prima hinlaufen. Und schwimmen kann ich im Gartenteich, das ist super. Ich brauch kein Meer.

Und als er sich gerade daran erinnerte, wie schwierig es war, im Teich die Fische beim Schwimmen nicht zu berühren, denn das fand er gruselig, waren sie schon in dem hässlichen Haus angekommen.

Was dann geschah, daran wollte Puck hinterher nie wieder denken. Ein f r e m d e r Mann, der so tat, als sei er ganz nett, fasste ihn überall an, drückte hier und dort, guckte in sein Maul, steckte ihm ein Fieberthermometer in den PO! Es war die Hölle.

Elli hielt ihn und streichelte ihn und redete beruhigend auf ihn ein. Ohne sie wäre Puck bestimmt einfach umgefallen, tot. Aber trotzdem, sie hatte ja überhaupt erst diese Idee gehabt. Der fremde Mann hörte gar nicht mehr auf, nett auf Puck einzureden und ihn zu streicheln. Aber Puck wollte nicht angefasst werden von Fremden, auch nicht von netten Fremden.

Da machen sie sich mal keine Sorgen, das Schätzchen wird bald wieder putzmunter durch die Gegend flitzen. Reis mit Hühnchen gekocht und geriebene Möhrchen drin, das ist die beste Medizin. Gerade meinte Puck, der Mann sei eventuell doch nicht ganz so doof, wenn er einen solches Menü vorschlug.

Wenn es in zwei Tagen nicht gut ist, kommen sie noch einmal her, dann braucht er Medikamente., sagte der Mann und strich Puck zum Abschied noch einmal über den Kopf. Doch doof, dachte Puck, und drehte seinen Kopf beleidigt weg.

 

Und nun liegt er hier in seinem Körbchen, und die Hühnchensuppe schnuppert unfassbar lecker, und eigentlich wollte er schon aus Trotz nie wieder etwas essen, doch seine Nase dreht sich wie von allein zu der duftenden Schüssel.

Und im nächsten Moment ist sie auch schon leer, die Schüssel.

Elli sitzt in ihrem Schaukelstuhl und tut so, als hätte sie es nicht gesehen.

Zufrieden und versöhnt klettert Puck auf ihren Schoß. Sie legt ihre Hand auf seinen Rücken und krault ihn vorsichtig. MH, das tut so gut, obwohl er immer noch sauer ist

Gemeinsam sehen sie in die Zauberkiste, Ellis Fernseher, und beim Eindösen sieht Puck durch die halb geschlossenen Augen Fische im türkisblauen Wasser, große, wundersame Fische, die so schwimmen, als ob sie fliegen würden. Sie springen aus dem Wasser und fliegen tatsächlich durch die Luft. Er reißt die Augen auf. Was ist das?

Das sind Rochen, im Meer., antwortet Elli

Aber sind es Fische? Oder Vögel? Elli schmunzelt: Es sind Fische, aber vielleicht vergessen sie das hin und wieder.

Puck grübelt. Ich dachte, Fische sehen immer so aus wie die Goldfische und die fetten Karpfen im Teich.

Oh nein, Fische können so verschieden aussehen, wie sonst bestimmt keine anderen Lebewesen. Manche haben Flossen, manche Stacheln, und andere haben Arme, aber oft mehr Arme als wir, und wieder andere tragen eine Laterne vor ihrem Kopf herum. Es ist wirklich fantastisch. Elli strahlt bei diesen Gedanken förmlich.

Und das alles gibt es in diesem Meer? Das Meer, wohin man nur mit der Rollkiste kommt?

Du meinst das Auto? Ja, das Meer ist weit weg, dahin kann man nicht laufen. Entweder man fährt mit dem Auto, oder man fliegt hin.

Puck grübelt. Aber, wenn ich gaaanz lange und gaaanz schnell laufe? Fliegen geht nicht, ich trainiere fleißig, sogar beim Wunschbaum hab ich schon bestellt, zu fliegen können. Hat nicht geklappt. Noch nicht.

Elli schaut ihn mit großen Augen an. Das hab ich auch schon probiert, ich hab es auch nicht geschafft. Aber im Traum kann ich fliegen, ganz hoch und schnell. Sie lächelt bei der Erinnerung.

Ich werde das Meer sehen. Und die fliegenden Fische. Ohne Auto fahren!, beschließt Puck.

Na dann sag mir Bescheid, wenn du eine Idee hast, wie das geht. Ich komme mit.

 

Am nächsten Tag ist Puck sehr früh wach. Der Gedanke an dieses Meer mit den fliegenden Fischen schwirrt wie ein Schwarm Hummeln in seinem Kopf herum.

Ich bin im Wald., ruft er Elli zu, die gerade leise vor sich hin summend das Vogelfutter auf die vielen Futterhäuschen im Garten verteilt. Aber, wo? Wie? Was?...Dein Bauch?, fragt sie verwirrt, doch da ist Puck schon über den Wall gesprungen und flitzt durchs Unterholz.

 

´Ich muss zu Hasi, vielleicht weiß sie, wie ich zum Meer komme.´ ,denkt er sich, während er im vollen Tempo durch den Wald fliegt. Von Ast zu Baumstamm, vom Hügel über den Graben, im frischen Schnee hinterlässt er seine Hundepfötchenspuren. Und schon sitzt er vor dem Eingang zum Hasenbau.

Hey, komm raus du faules Langohr. Was ist los mit dir? Machst du etwa Winterschlaf?, ruft er so laut er kann in den Bau hinein.

Da zwickt ihn jemand von hinten in den Po. Puck fährt erschrocken herum und steht Nase an Nase mit seiner Freundin, dem Hasenmädchen.

Was ist los mit DIR, frag ich mich. Wie kommst du auf die bescheuerte Idee, ich könnte Winterschlaf machen? Da würde ich ja den wunderbaren Schnee verpassen. Um nichts in der Welt!, ruft sie und dreht sich im Flockenwirbel. Aber warum bist du so früh schon unterwegs und machst solchen Lärm? Ist was passiert?

Puck schüttelt den Kopf. Nein, oder doch., und er erzählt seiner Freundin die ganze Geschichte, mit dem Auto, dem schrecklichen Doktor, der Suppe und den wunderbaren Fischen im Fernsehen. Ich muss zu diesem Meer. Ohne Auto fahren. Hast du eine Idee, wie das geht?  Hasi kratzt sich an ihrem langen Ohr. Nein, ich kenne nur den Wald hier und das ist aufregend genug. Aber frag doch mal Punky, der kann fliegen und hat bestimmt schon viel mehr gesehen.

Gute Idee, das hätte mir ja auch einfallen können. Tschüß, ich muss los.  Und schon flitzt Puck los, quer durch den Busch, zum Hügel, wo sein Freund Punky, eine junge Schopfmeise wohnt.

 

Punky bemerkt  den kleinen Waldgeist schon von weitem, trennt sich von seiner Meisenfamilie, mit der gemeinsam er piepend um die Birken auf der kleinen Lichtung am Hügel geflattert war und setzt sich vor Puck auf einen tiefhängenden Ast. Der schaukelt im Wind und Punky balanciert das aus, als gäbe es nichts Leichteres.

Was läuft, warum so gestresst mein pelziger Freund?, fragt Punky.

Hey, du musst mir helfen., bringt Puck keuchend heraus.

Punky reckt seinen Hals und schaut herum. Alles klar, wo ist das Problem?

Puck, der langsam wieder zu Atem kommt, setzt sich und schaut zu der kleinen Schopfmeise hinauf.

Du kannst doch fliegen. Gespannt schaut Punky hinab und fragt sich, wie es weiter geht.

Ist das eine Frage?

Nein, also, ich muss ans Meer. Ich will die fliegenden Fische sehen, und die Fische mit den vielen Armen, und all die anderen.

Der Vogel legt seinen Kopf schief. Ungeduldig tippt er mit seinen kleinen Zehen.

Und wie lautet nun die Frage, Herr der Fische?

Puck kratzt sich am Ohr. Ich weiß nicht, wie ich ans Meer kommen soll. In welche Richtung muss ich laufen und wie lange?

Punky sieht nach oben, nach rechts, nach links. Also, ich will es mal so sagendie Kollegen die, wenn es kalt wird immer davonfliegen, du weißt schon, Rotschwanz, Lärche, Drossel, Nachtigal, die Weicheier eben, allen voran der fette Storch, die haben vom Meer erzählt.

Und?, fragt Puck ungeduldig.

Was und, soll cool sein, und viel Wasser und so. Puncky betrachtet interessiert eine Schneeflocke, die vor ihm langsam zu Boden taumelt.

Puck verdreht entnervt die Augen. Und wie komme ich da hin?

Da musst du die fragen, wenn sie im Frühling zurückkommen., antwortet die kleine Meise nebensächlich, und flattert der Schneeflocke hinterher, um sie kurz bevor sie den Boden berührt mit dem Schnabel zu fangen.

Aberwarum weißt du das nicht? Du flatterst doch auch ständig herum. Du musst mir helfen! Ich kann einfach nicht so lange warten.

Punky flattert auf einen Ast genau vor Pucks Nase, so dass sein Schnabel Pucks Nase so nah ist, dass Puck schielen muss.

Mein Freund, sieh es mal so: wozu sollte ich so weit fliegen, wenn ich hier so prima klarkomme?  Das läuft doch hier, auch für dich: du kannst dein Ding machen, hast einen prima Schnarchplatz, musst dich nicht ums Essen kümmern. Mehr brauchst du nicht, glaub es mir. Alles andere ist Stress.

Puck lässt enttäuscht die Ohren hängen. Aberich muss doch diese Fische sehen…“

Also gut Kleiner, was soll ich tun?

Puck schaut mit bettelnden Augen seinen Freund an. Kannst du ganz hochfliegen und sehen, wie weit das ist und in welche Richtung ich laufen muss?

Bei dieser Bitte scheint der kleine Vogel zu erstarren, doch dann prustet er die Backen auf, schaut konzentriert nach oben.

Er schließt für einen Moment die Augen, und dann schießt er in die Luft wie vom Katapult beschleunigt, bis über die Baumspitzen hinauf, wird langsamer, beginnt zu trudeln, flattert unbeholfen mit seinen kleinen Flügeln und fällt im nächsten Augenblick genauso gerade herunter, wie er hinaufgeschossen war. Er landet ungebremst auf Pucks flauschigen Hinterteil, mit dem Schnabel voran.

Autsch., schreit der kleine Wicht und springt auf. Was haben denn heute alle mit meinem Po!

Aua aua aua, Mutti!, schimpft die kleine Meise. Isch habe mir den Schnabel verbogen., hopst umher und rüttelt mit seinen Flügeln an seinem Köpfchen herum.

Und ? Hast du was gesehen?, fragt Puck, während er sein Hinterteil auf Verletzungen untersucht.

Nix. Absolut kein Meer in Sicht. Das könnte sein, dass es das gar nicht gibt, dieses Meer. Vielleicht eine Lüge, um uns zu verwirren. Punky bewegt seinen Kopf vorsichtig in alle Richtungen.

Sag mal, bist du schon vorher mal so weit nach oben  geflogen?

Punky geht nun zu Dehnübungen für Hals und Flügel über.

Nö.

Aber, warum denn nicht? Ich meine, Du kannst fliegen! Das ist das Größte überhaupt.

Jetzt hängt Punky kopfüber an seinem Ast und schaut Puck tief in die Augen. Puck versucht seinen Kopf auch so herumzudrehen, dass er seinen Freund richtig herum sehen kann.

Aushängengute Technik nach einer Stauchung. Solltest du dir merken, falls du mal vom Himmel fällst. Und: Ja, ich kann fliegen. Und zwar schneller und schöner und wendiger und cooler, als all meine Leute. Aber: ich verrate dir was, das darfst du aber wirklich keinem erzählen.

Großes Ehrenwort!, schwört Puck , dreht sich richtig herum und hebt bedeutungsvoll seine Pfote.

Der kleine Vogel flattert wieder auf seinen Ast, quetscht die Augen zu und sagt ganz schnell: Ich hab Höhenangst.

Er schüttelt sich. Phu, jetzt ist es raus.

Ungläubig schaut Puck ihn an. Aber, warum hast du das denn nicht gesagt?

Punky zupft mit dem Schnabel seine Federn zurecht. Die hier ist ganz verdrehtdas muss doch gehen…“, und rüttelt geschäftig an seinen Schwanzfedern herum.

Warum hast du es nicht erzählt?, drängt Puck ihn zu einer Antwort.

Manno, ich der coolste Tiefflieger im Revier, und dann Höhenangst? Was denkst du wohl, mein Ruf wäre ruiniert. Das kann ich nicht bringen. Ich übe es heimlich, wenn keiner guckt. Irgendwann hab ich es raus, ganz bestimmt.

Und fällst du jedes Mal einfach runter, wenn es zu hoch ist?, fragt Puck. Ja, schon öfter., antwortet die Meise, als wäre nichts dabei.

Also ich mache dir einen Vorschlag. Puck stellt sich ganz gerade vor den Ast, auf dem sein Freund jetzt sitz. Wenn du das demnächst üben willst, sag Bescheid, und ich bringe mein Kuschelkissen von Elli mit, damit du dir nicht immer weh tust, wenn du vom Himmel fällst.

Punky hebt wichtig seinen Flügel: Nur mal für´s Protokoll: Meist tue nicht ich mir weh, sondern das, womit ich zusammen stoße, das tut mir weh. Das ist ein Unterschied!

Und das wäre mit einem Kissen bestimmt weniger schmerzhaft.

Kann sein. OK, Deal, du darfst mich retten und dich gut fühlen als Retter. Aber jetzt muss ich los, Rückenfliegen üben. Das kann von den anderen Tieffliegern keiner so gut, wie ich. Tschau, Herr der Fische!, trällert Punky im Davonfliegen Puck zu.

Der steht noch einen Augenblick auf der Lichtung und sieht seinem Freund hinterher, dann trollt er sich. Während er so durch den Wald trottet, bemerkt er kaum, wohin seine Füße ihn tragen.

 ´Wen kann ich nur fragen, wie ich zu den Fischen komme? Irgendwer muss mir doch helfen können?´, und er läuft, und läuft, bis er mitten im schönsten Trott stolpert und einen wundersamen Purzelbaum macht. Puck kommt auf seinem Hinterteil zum Sitzen, reibt sich die Nase und schaut auf. Erst jetzt bemerkt er, dass er direkt vor dem Wunschbaum sitzt.

Ach, du. Grübelnd betrachtet er den Baum. Als er zum ersten Mal hier war, hatte er sich nichts sehnlicher gewünscht, als im roten Haus am Waldrand mir der alten Frau wohnen zu dürfen, und nicht mehr allein zu sein. Der Wunschbaum hatte funktioniert. Fast ein Jahr ist seitdem vergangen, und das Leben bei Elli war wunderbar, bis auf die Sache mit dem Auto und dem Doktor. Doch das hatte Puck fast schon wieder vergessen.

Wunschbaum. Ich hatte mir aber dann auch noch gewünscht, fliegen zu können. Was hast du mir dazu zu sagen?, und Puck lauscht, ob er eine Antwort hören kann.

Bei sich denkt er aber: Der Punky kann fliegen, aber das scheint auch nicht die Antwort auf alle Fragen zu sein.

Weißt du was Baum? Wenn ich doch keine bessere Idee habe, wie ich zu den Fischen kommen kann, dann bitte ich dich! Ich muss ja gar nicht wissen, wie du das für mich machen kannst. Du kannst es doch, oder?, und langsam umrundet Puck den Baum.

Erst jetzt bemerkt er, wie viele verschiedene Dinge an dem Baum hängen, die er da gar nicht aufgehängt hat.

Da hängen Windspiele, Engel, Glocken, Schmetterlinge, und seine Libelle ist auch noch da. Es müssen noch andere hierher gekommen sein. Und ich Dussel hatte es schon fast vergessen, wie richtiges Wünschen geht!, und schon sieht man Puck wie einen Blitz zum roten Haus flitzen. Er verschwindet in seiner kleinen Bastelwerkstatt im Gartenschuppen, es rumpelt und kracht, als er seine Schätze sortiert und beginnt, schwimmende Dinge zu bauen, die er als Zeichen der Dringlichkeit seines Wunsches an den Baum hängen will. Viele Male sieht man ihn in den nächsten Tagen zwischen seinem Schuppen und dem Baum hin und her flitzen.

Und dann ist es vollbracht. Nun sitzt er unter dem Baum, alle Fischlein schweben über ihm, und um sie besser sehen zu können, legt sich Puck auf den Rücken in den Schnee, und freut sich. Fast ist es, als ob die Fischlein, die er gebaut hat wirklich um ihn herum schwimmen. Er drückt seine Augen so fest zusammen, dass er nur noch durch einen winzigen Spalt lugen kann. Es scheint Glitzer durch die Luft zu flirren, und Lichter tanzen um ihn herum. Pucks Atemzüge werden ruhiger, und vielleicht träumt er schon, aber die Fische, sie scheinen immer größer zu werden. Und schon fühlt es sich an, als schwebe er selbst im Wasser, unter einem riesigen Rochen hindurch, der genauso aussieht wie der, den er bei Elli in der Zauberkiste gesehen hatte.

Wunderbarer Wunschbaum.

Danke, denkt Puck, rollt sich zusammen und schläft ein.

Der Schnee fällt leise und deckt den kleinen Waldgeist  zu. Wie ein kleiner atmender Schneehügel liegt er da unter dem Baum. Sein flauschiges Fell hält ihn warm. Als Elli ihn vorsichtig hochhebt und ein Schlaflied summend  ins Haus trägt, bemerkt er das kaum. Er schwimmt im Meer, um ihn herum Glitzer und Wesen in allen nur erdenklichen Farben und Formen, schwerelos und still.

Selbst am Feuer auf Ellis Schoß zappeln seine Pfötchen im Schlaf noch, als ob er mit irgendwem um die Wette schwimmt, fliegt oder flitzt.

 

Woher nun Elli wusste, wo ihr kleiner Waldgeist abgeblieben war?

Vielleicht weiß sie wie durch Zauberei immer, wo sie ihn zu suchen hat.

Vielleicht sucht sie aber auch einfach nur geduldig so lange wie es nötig ist, bis sie ihn immer wieder findet.

Kommentare: 3
  • #3

    Cindy (Freitag, 31 Dezember 2021 00:49)


    �….ich möchte auch diese Geschichte sprechen. Bald ! Und die davor auch nochmal, das waren nur vier Versuche und zack- gleich aufgenommen, zum üben eigentlich.
    ganz liebe Grüße

  • #2

    Gesa (Donnerstag, 23 Dezember 2021 13:32)

    Eine wunderbare Wintermärchenwanderung! Wir hatten einen lustigen, märchenhaften Spaziergang und waren völlig fasziniert vom Wunschbaum und den grandiosen Meeresbewohnern. So schön! Wir freuen uns schon auf das nächste Jahr! Vielen Dank Ulli!

  • #1

    Yvonne & Max (10) (Montag, 20 Dezember 2021 13:02)

    Vielen Dank für die tolle Idee! Wir waren schon zum zweiten Mal dabei und sind begeistert. Unseren gruseligen Kugelfisch haben wir aufgehangen. Wir freuen uns auf neue Geschichten. Alles Gute und bleibt gesund!